Die Elektromobilität sollte eigentlich Fahrt aufnehmen, doch die Realität sieht anders aus. Trotz ambitionierter Klimaziele und der Notwendigkeit, den Verbrennungsmotor langfristig zu ersetzen, bleibt der Absatz von Elektroautos hinter den Erwartungen zurück. Die hohen Preise sind ein entscheidender Faktor, warum viele Kunden weiterhin zögern. Doch obwohl sich die Lagerbestände vieler Hersteller füllen und der Verkaufsdruck steigt, bleibt eine groß angelegte Rabattschlacht aus. Woran liegt das?
Hohe Preise bremsen den Elektroauto-Markt
Die Preise für Elektroautos sind nach wie vor eine der größten Hürden für viele potenzielle Käufer. Während kompakte Verbrenner-Modelle oft für unter 20.000 Euro zu haben sind, beginnen die meisten Elektroautos erst bei 30.000 Euro und mehr. Hochwertige Modelle wie Tesla, BMW iX oder Audi e-tron kosten sogar weit über 50.000 Euro. Auch die vermeintlich erschwinglichen Modelle kleinerer Hersteller sind meist deutlich teurer als vergleichbare Verbrenner.
Ein Grund für die hohen Preise sind die teuren Batterien. Zwar sind die Produktionskosten in den letzten Jahren gesunken, dennoch machen die Akkus einen erheblichen Anteil am Gesamtpreis aus. Zudem sind die Rohstoffpreise für Lithium, Kobalt und Nickel weiterhin hoch, was sich direkt auf die Produktionskosten auswirkt.
Warum bleiben große Preisnachlässe aus?
Angesichts des stagnierenden Absatzes könnte man erwarten, dass die Hersteller mit hohen Rabatten gegensteuern. Doch das Gegenteil ist der Fall: Viele Autobauer halten die Preise stabil und bieten lediglich vereinzelte Kaufanreize wie zinsgünstige Finanzierungen oder Sonderausstattungen an.
Ein zentraler Grund dafür ist, dass die Hersteller ihre Margen nicht zu stark drücken wollen. Elektroautos erfordern hohe Investitionen in Entwicklung und Produktion, und viele Unternehmen schreiben mit ihren E-Modellen noch keine Gewinne. Zudem wollen sie vermeiden, ihre Marke durch starke Rabatte zu entwerten – ein Problem, das bereits einige Hersteller in der Vergangenheit mit Verbrenner-Modellen hatten.
Ein weiterer Aspekt ist die derzeit unsichere Förderungspolitik. In vielen Ländern sind die staatlichen Kaufprämien bereits gesenkt oder ganz gestrichen worden. In Deutschland endete beispielsweise die Förderung für gewerbliche Käufer bereits 2023, und ab 2024 sollen auch private Käufer weniger Zuschüsse erhalten. Dadurch müssen Hersteller genau abwägen, ob sie Preisnachlässe gewähren oder ihre Modelle weiterhin zum regulären Preis anbieten.
Gebrauchtwagenmarkt und Restwert-Problematik
Auch der Gebrauchtwagenmarkt für Elektroautos entwickelt sich langsamer als erwartet. Viele Käufer haben Bedenken hinsichtlich der Batterielebensdauer und der Wartungskosten. Dadurch sind die Restwerte von E-Autos oft niedriger als bei vergleichbaren Verbrennern. Das wiederum erschwert es den Herstellern, hohe Rabatte auf Neuwagen zu gewähren, da sie befürchten, dass die Fahrzeuge dadurch im Wiederverkaufswert noch weiter sinken.
Wird es bald günstiger?
Trotz der aktuellen Preisstabilität gibt es Anzeichen, dass Elektroautos in den kommenden Jahren günstiger werden könnten. Einerseits investieren viele Hersteller in neue Batterietechnologien, die die Kosten weiter senken sollen. Feststoffbatterien, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen könnten, versprechen eine höhere Energiedichte bei geringeren Produktionskosten.
Andererseits wird der Wettbewerb durch chinesische Hersteller wie BYD, Nio oder Geely immer größer. Diese Unternehmen setzen auf aggressive Preismodelle und könnten den europäischen Markt in den nächsten Jahren weiter unter Druck setzen. Sollten sie mit günstigen Modellen erfolgreich sein, könnten auch etablierte Marken gezwungen sein, ihre Preise anzupassen.